Samstag, 11. Dezember 2010

Von einem gestorbenen Baby, unglaublichen Wundern und einem festgefahrenen Landrover

Montag 06. 12. 2010 Samichlaus
Es regnet 2-3 h ziemlich intensiv. Kalt (27°C)
Dies ist mein speziellster und verrücktester Samichlaus-tag meines Lebens. Morgens um 07 Uhr holten wir eine Sukuma-Frau und brachten sie in den Spital wo sie kurz darauf ein gesundes Kind zur Welt brachte.
Tagsüber lief nicht sehr viel und das was ich anfasste ging mehr kaputt als das was gelang.
Dann so um 20 30 Uhr kam derselbe Buschmann wie am Morgen wieder und sagte dass eine 2. Frau in derselben Hütte kurz vor der Geburt stünde. Margrit und ich fuhren hin. Zuerst Richtung Mlimba und dann 2-3 km in den Busch. Unterwegs löschte das Licht am Landrover plötzlich ab und wir mussten fortan den Lichthebel ständig halten. So erreichten wir die Hütten im Wald.
Kein Licht. Die einzige Lampe die wir hatten war meine Natel-Lampe. So kamen wir in die Hütte. Am Boden sass die Mutter welche wir am Morgen in den Spital gebracht hatten. Sie stillte ihr Kind im Schein des Feuers. Im 2. Raum der kleinen Hütte sass eine junge Frau von etwa 17 Jahren nackt im Dreck und hatte starke Wehen. Margrit wickelte sie in ein Tuch und wir führten sie zum Landrover. Dort konnten wir sie hinten auf eine Matraze legen. Wir beschlossen sie in den Spital nach Mlimba zu bringen. Unterwegs musste ich plötzlich anhalten und es stellte sich heraus dass das Kind ohne grosse Wehen schon zur Welt gekommen war. Margrit klemmte schnell die Nabelschnur ab und ich fuhr zügig ins Spital. Dort kümmerte sich die Krankenschwester nur um die Frau und legte das Kind unbedeckt auf eine Metall-Abdeckung. Margrit merkte es erst etwa nach einer Viertelstunde.
Sie fragte die Krankenschwester wieso sie das Kind nicht in die Wärme gelegt hätte. Sie meinte es wäre sowieso gestorben. Dabei war es für den 7. Monat sehr gut entwickelt. So nahm Margrit das Kind und die Mutter sofort und wir stiegen wieder in den Landrover um zurück nach Mpanga zu fahren. Unterwegs versuchte sie das Baby wieder aufzuwärmen. Aber nach etwa einer halben Stunde tat es den letzten Atemzug.

Dienstag 07. 12. 2010

Morgens brachten Raphael und ich die Frauen mit dem toten Baby zurück in ihre Hütte.
Danach fuhren Nick (Ein Landwirt und Polymech aus der Schweiz, der am Samstag mit seiner Freundin angekommen war), Meinrad (ein afrikanischer Schreiner) und ich nach Taweta (40 km) um das Pfarrhaus einer Buschkirche zu decken. Der Pastor dieser Kirche ist ein spezieller Mann. Als Junger Mann war er gelähmt und wurde dann durch die Kraft von Jesus geheilt. Er bekam den Ruf das Evangelium in Taweta zu verkünden. Dort war die Katholische Kirche fest verankert und hatte alle Zügel fest in der Hand. So ging er zum Priester und sagte ihm er wolle eine Freikirche gründen. Er wurde verjagt und beschmipft. Glücklicherweise liess er sich davon nicht beeindrucken und gründete trotzdem eine Kirche. Als seine Gemeinschaft zu wachsen anfing wurde es einigen Leuten zu bunt. Sie schlugen ihn zusammen und warfen ihn Nachts in den grossen Kilombero-Fluss wo es Nilkrokodile hat. Gegen morgen verwachte er. Sein Kopf war in einer Astgabel eingeklemmt.
Er kletterte ans Ufer und lief zurück ins Dorf. Dort hatte sich sein Verschwinden schon herumgesprochen. Die Leute meinten sie säen einen Geist. Seit damals leitet er eine lebendige Gemeinde.
Seine Frau hatte eine ähnliche Lebensgeschichte. Sie war 4 Jahre gelähmt und lag ständig in ihrer Hütte. Eines Tages schrie sie zu Gott und er sprach zu ihr sie solle aufstehen und aus der Hütte gehen. Ihr verkrüppelten Beine wurden gesund und sie konnte gehen.
Zurück zum Haus. Wir begannen Dachträger herzustellen und konnten am Abend schliesslich die ersten Bleche annageln. Essensmässig wurden wir richtig verwöhnt. So schlachteten sie für jedes Essen ein Huhn für uns. Und es gab mega feine frische Bananen. Schlafen durften wir in ihren Betten. Sie hatten fast richtige Betten!

Mittwoch 08. 12. 2010

Am Morgen regnete es. So liefen wir auf den Hügel oberhalb der Katholischen Kirche weil da der einzige Ort war wo man mit dem Natel telefonieren konnte. Wir meldeten Bruno dass er nicht kommen müsse. Danach arbeiteten wir am Dach weiter. Gegen Abend hatten wir alle Bleche montiert und wir fuhren zurück. Unterwegs drehte es uns einmal um 90° auf der Strasse. Der Boden war vergleichbar mit sehr viel Matsch oder Eis.

Donnerstag 09. 12. 2010

Bruno stellte uns den Landrover zur Verfügung damit Raphael und ich nach Mbeya fahren könnten. Unser Plan war es von Mbeya aus nach Matema in die Ferien zu gehen und mit Kemmlers nördlich von Mbeya Amerikanische Missionare zu besuchen. Wir fuhren los Richtung Taweta und dann Richtung Njombe auf einem etwa 60 km langen Buschweg durch Niemandsland. Die Strasse war sehr schlecht. Schliesslich blieben wir 6 km nach Taweta stecken. Der Landrover hatte sich eingegraben und sass auf dem Chassis auf. Wir versuchten, ihn flotzukriegen, schafften es aber nicht. So lief Raphael um 12 30 Uhr die 6 km zurück um Hilfe zu holen. Seither warte ich im Auto und schreibe diesen Blogeintrag, 2 mal kamen Buschmänner vorbei, sonst sah ich noch niemanden.
Fortsetzung folgt.
13:15 Uhr - Wolkenbruch, es regnet kurz und heftig, ich frage mich ob heute überhaupt noch jemand vorbeikommen würde
15:00 Uhr - Bis jetzt kam noch niemand
16:00 Uhr - Ein paar Männer kommen und helfen mir den Landrover mit dem Wagenheber anzuheben und die Löcher unter den Pneus mit Steinen zu füllen
16:30 Uhr - Raphael und der Traktor treffen ein! Das Rausziehen ist kein Problem.
19:00 Uhr - Wir treffen sicher in Mpanga ein

Freitag und Samstag

Wir fuhren am Freitag von Mpanga nach Mikumi und am Samstag von Mikumi nach Ifisi (Insgesamt 900 km). Alles tip top!

Das Sukuma-Dorf wo wir die Frauen holen und zurückbringen mussten

Nick und ich am Dachdecken


Bleche zurechtschneiden mit dem Sackmesser

Der Schlamm ist zum Befahren wie tiefer Matsch mit dem Unterschied das er Bodenlos ist

Hier blieben wir stecken



Wir standen mit dem Chassis auf der Röhre auf - alle Räder drehten durch

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